placeholder placeholder
Wörterbuch

Bedarf/Bedürfnis

Ein Bedarf ist ein Mangel oder eine Notwendigkeit, die erfüllt werden muss, um ein Bedürfnis zu befriedigen.

Bedeutung für inklusive Technikentwicklung

Die angewendeten Methoden und entwickelten Technologien zielen darauf, Menschen bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen: Zur Entwicklung von digitalen Alltagslösungen müssen zunächst Bedürfnisse im Alltag identifiziert werden. Daraus lassen sich entsprechend der Aufgaben der Sozialen Arbeit Bedarfe bestimmen.

Beschreibung

Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Sie fungieren als Motivationsfaktor. In der Sozialen Arbeit werden individuelle Bedürfnisse von Personen ermittelt. Bedürfnisse lassen sich in Bedarfe unterteilen, und Bedarfe werden in physische, psychische, sensorische, kulturelle und soziale Komponenten unterteilt. Ein Bedarf wird individuell bewertet. Die Soziale Arbeit erkennt laut Staub-Bernasconi, wann Bedarfe gestillt sind und wann nicht.

„Die Rationalisierung, also die Begründung des Hilfebedarfs, und die Aufgabenerledigung folgen keinem vorgegebenen Konditionalprogramm nach dem Motto: ‚Wenn die Tatbestandsmerkmale a, b, c gegeben sind, dann tue X‘, sondern dem individuell ermittelten erzieherischen Bedarf und den daraus abgeleiteten fallbezogenen Zielsetzungen.“ Das bedeutet: Die Begründung des Unterstützungsbedarfs und die Aufgabenerledigung haben kein aufbauendes Regelwerk. Es herrscht kein Plan, keine Vorgabe, was passiert oder was getan werden muss, wenn sich ein Bedarf äußert. Bedarfe müssen also immer individuell ausgewertet werden. Daraus wird sichtbar, dass Bedarfe keinem Kategorien-Raster, sondern einer individuell beurteilten Erhebung nachgehen. Aus diesen Bedarfen leiten sich dann die speziellen Ziele und Maßnahmen für einen Menschen ab.

Der Begriff „Bedürfnis“ wird auch in der ICF verwendet. Die ICF ist die internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Sie definiert die Begriffe Bedürfnis und Bedarf jedoch nicht konkret.

Bedürfnisse sind ein Gefühl des Mangels. Es fehlt einem Menschen etwas. Es gibt objektive und subjektive Bedürfnisse. Ein objektives Bedürfnis ist zum Beispiel Hunger. Bei objektiven Bedürfnissen geht es um einen körperlichen oder psychischen Mangelzustand. Subjektive Bedürfnisse konzentrieren sich auf das Erleben eines Mangelzustandes. Hier geht es auch um individuelle Vorlieben. So erlebt eine Person zum Beispiel Hunger schlimmer als eine andere Person. Andere Kategorisierungen unterteilen in primäre, sekundäre und tertiäre Bedürfnisse. Primäre Bedürfnisse sind zum Beispiel Hunger oder Durst. Sekundäre Bedürfnisse sind sozialen Ursprungs und tertiäre Bedürfnisse sind kultureller Natur. In allen Definitionen verleihen Bedürfnisse Handlungsantrieb, sie können also motivieren, etwas zu tun. Denn Menschen wollen in der Regel ihre Bedürfnisse befriedigen.

Quellen

  1. Staub-Bernasconi, Silvia. 1995. „Das fachliche Selbstverständnis Sozialer Arbeit - Wege aus der Bescheidenheit. Soziale Arbeit als ‚Human Rights Profession‘.“ In Soziale Arbeit im Wandel ihres Selbstverständnisses - Beruf und Identität, hrsg. v. Wolf Rainer Wendt, 57-104. Freiburg.
  2. Uhlendorff, Uwe. 2012. „Sozialpädagogisch-hermeneutische Diagnosen in der Jugendhilfe.“ In Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch, hrsg. v. Werner Thole, S. 707-718. Wiesbaden.
  3. DIMDI. 2005. „ICF. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit.“ Genf. https://www.dimdi.de/dynamic/.downloads/klassifikationen/icf/icfbp2005.zip.
  4. Tenorth, Heinz-Elmar (Hrsg.), Tippelt, Rudolf (Hrsg). 2007. Beltz Lexikon Pädagogik. Weinheim und Basel. Beltz Verlag. (S. 55)