Bedeutung für inklusive Technikentwicklung
Die „Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“ (ICF) ist ein mögliches Werkzeug, um gesammelte Bedarfe & Barrieren zu organisieren. Außerdem können die Klassifizierungen zusammen mit ihren Begründungen und Ausprägungen zur Interpretation, Systematisierung und Legitimation von geäußerten Bedarfen im Kontext der Sozialen Arbeit genutzt werden. Für inklusive Technologieentwicklung in der Erziehungs- und Behindertenhilfe können hier insbesonder zwei Bereiche aus der ICF sinnvoll sein: „Aktivität und Partizipation“ und „Umweltfaktoren“.
Für die Reflexion von Alltag konnte daraus das Spiel „Impulskarten“ entwickelt werden. Die Impulskarten - die sich aus ICF-Klassifikationen speisen - machen es möglich, über den Alltag zu dikutieren. Obwohl die ICF formalisiert nur in der Eingliederungshilfe angewendet wird, eignet sie sich auch zur Bestimmung von Unterstützungsbedarfen in der Jugendhilfe.
Beschreibung
Die ICF ist ein Rahmenwerk, das eine einheitliche Sprache sowie eine konzeptionelle Grundlage bietet, um Unterstützungsbedarfe bei Behinderungen zu bestimmen. Sie vereint die Sicht auf individuelle Einschränkungen und auf Einschränkungen durch die Umwelt (so genannte Umweltbarrieren).
Die ICF beschreibt vier Bereiche:
- Körperfunktionen
- Körperstrukturen
- Aktivitäten und Partizipation
- Umweltfaktoren
Die ICF stellt die Leistungsfähigkeit eines Menschen in den Vordergrund und nicht die Einschränkungen, die sich aus einer Behinderung ergeben. Es wird ein Fokus darauf gesetzt, welche Unterstützungsbedarfe ein Mensch hat, damit er seine volle Leistungsfähigkeit erreichen kann. Früher wurde „Behinderung“ hauptsächlich anhand von eingeschränktern Körperfunktionen definiert, und daraus leiteten sich Hilfebedarfe ab. Die ICF betont hingegen die Leistungsfähigkeiten eines Menschen. Durch die Bewertung dieser Fähigkeiten und die Analyse dessen, was die Leistungsfähigkeit einschränkt (Umweltbarrieren), werden Unterstützungsbedarfe abgeleitet - zum Beispiel Hilfsmittel. Damit kann ein Anspruch auf solche Unterstützungen besser begründet werden.
„Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll eine international einheitliche Kommunikation über die Auswirkungen von Gesundheitsproblemen unter Beachtung des gesamten Lebenshintergrunds eines Menschen ermöglichen. Die ICF ist gemäß BTHG insbesondere Bezugspunkt der Bedarfsermittlung im Eingliederungshilferecht und Grundlage des neu definierten Behinderungsbegriffs“ (Umsetzungsbegleitung Bundesteilhabegesetz o.J., https://umsetzungsbegleitung-bthg.de/bthg-kompass/bk-bedarfsermittlung-icf/icf/fd1-1003/).
Körperfunktionen sind die physiologischen und psychologischen Funktionen von Körpersystemen.
Körperstrukturen sind anatomische Teile des Körpers, also Organe, Gliedmaße und ihre Bestandteile.
Schädigungen sind Beeinträchtigungen einer Körperfunktion oder Körperstruktur, zum Beispiel eine wesentliche Abweichung oder ein Verlust.
Aktivität bezeichnet die Durchführung einer Aufgabe oder Handlung (Aktion) durch einen Menschen.
Partizipation [Teilhabe] bedeutet, dass man in eine Lebenssituation einbezogen ist.
Beeinträchtigungen der Aktivität sind Schwierigkeiten, die ein Mensch bei der Durchführung einer Aktivität haben kann.
Beeinträchtigungen der Partizipation [Teilhabe] sind Probleme, die ein Mensch hat, wenn er in einer bestimmten Lebenssituation nicht richtig einbezogen ist.
Umweltfaktoren sind Dinge wie die materielle Welt um uns herum, unsere sozialen Beziehungen und die Einstellungen, mit denen Menschen leben und ihr Dasein entfalten.
Quellen
- Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (2005): ICF Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Online verfügbar unter https://www.dimdi.de/dynamic/.downloads/klassifikationen/icf/icfbp2005.zip. Zuletzt geprüft am 04.03.2020.